Etwas Unsicherheit wegen Corona hatten wir aus Wien mitgebracht. Doch im „Störrischen Esel“ wurden unsere Bedenken rasch zerstreut. Ganz toll fanden wir, wie von den Gästen die Maßnahmen zur Sicherheit mitgetragen wurden. Die Altersgruppen waren gut durchmischt, Alpinisten-Urgestein, Familien mit Kindern und auch eine Menge junger Leute. Irgendwie bekamen wir gleich das Gefühl von Zusammengehörigkeit vermittelt. Aber das Schönste war der Strand, zu dem wir nur fünf Minuten durch ein kleines Pinienwäldchen gehen mussten. Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen, ein kilometerweiter feiner Sandstrand vor der Haustüre. Da war natürlich auch jede Menge Platz.

An der Rezeption bekamen wir den Tipp, zur Kapelle Notre Dame de la Serra, einem Aussichtspunkt über Calvi, zu wandern. Nach dem Frühstück war es noch nicht zu heiß und wir zogen los, für einen ersten Rundblick sozusagen. Malerisch sind der Hafen und die mittelalterliche Zitadelle auf einer Halbinsel gelegen, tiefblau der Golf von Calvi im Westen, der Golf von Revellata im Osten. Unmittelbar hinter diesem Panorama locken die Zweitausender und aus der Macchia am Hang steigt einem der Duft wilder Kräuter in die Nase. Wir waren ganz euphorisch, dass wir in so einem Paradies gelandet sind.

Die Bestellung vom Leihwagen an der Rezeption klappte gut. Morgens stand er bereit und wartete auf schmale Straßen und zig Kurven. Die Balagne mit steilen Hügeln und engen Schluchten wird zu Recht der Garten Korsikas genannt. Jede Kurve überrascht mit neuem Panorama. Von keinem Punkt ist es weit zum Meer oder ins Gebirge, Ölbäume und Gemüsegärten klettern die Hänge hinauf und auf den Gipfeln kleben verwinkelte Bergdörfer. Besonders Sant’Antonino bietet überwältigende Blicke in jede Richtung.

Den Ausflug ins Fango Tal am übernächsten Tag unternahmen wir mit unseren Freunden Emilia und Gerhard, die wir, auch im Rahmen einer Rhomberg-Reise, auf Lefkas kennen gelernt haben. Die alte Straße D82B windet sich am Meer entlang. Am Strand von Argentella gibt es keinerlei Infrastruktur, dafür unglaublich bunte Kiesel. Manchmal bleibt man dort den ganzen Tag allein. Das zum Teil aride Gebiet ist die Heimat halbwilder Esel und ein Stier blockierte die Straße. Im Frühling ziehen solch verwilderte Haustiere, auch Ziegen und Schweine, wann und wo es ihnen passt in höhergelegene Regionen und im Herbst kommen sie zurück an die Küste. Der Kirchplatz in Galéria, wo Markttag war, musste daher frühmorgens zuvor von Kuhfladen geräumt werden. Danach gab es landwirtschaftliche Produkte, hausgemachte Würste und Honig, die aus der Speisekammer vom lieben Gott kommen mussten. Ein Merlot aus Patrimonio rundete den letzten Abend ab und wir können nicht sagen, was uns am besten gefallen hat. Aber das ist natürlich eine sinnlose Frage. Wir sind dann mit einem lachenden und einem weinenden Auge heimgeflogen, mit Plänen für mindestens zehn weitere Urlaube auf Korsika für all das, was wir auf der Insel noch sehen und unternehmen wollen.

Stefan Kalmar,
Gast