Fast hätte ich verschlafen, zu gemütlich war es am Vorabend in der Spelunca. Kathi, in dieser Saison Spelunca-Chein, mixt einen Perroquet der Superlative. Perfektes Farbzusammenspiel. Perroquet: Ein Genuss für Auge und Gaumen! Ein Mix aus Pastis und Minzesirup. Edgar reicht mir um 04:50 Uhr noch einen Espresso und dann ab zum Mariani Bus. Welchen Gipfel wollen wir heute erklimmen? CIMA AI MORI. Noch nie gehört, noch nie bestiegen. Eine ganz neue Tour. Nicht nur für mich, auch für den Rest der Gruppe!
Die Fahrt geht über Île Rousse, Porte Leccia, ins malerische Dörfchen Castiglione. Ankunft 06:30 Uhr. 20 Bergschuhe stapfen auf anfangs sandigem Boden durch einen eindrucksvollen Kastanienwald. Bald mündet der Weg in einen schmalen Pfad. Au, das kratzt! Die Macchia zeigt ihre Krallen. In kürzester Zeit sind sämtliche nackten Beine mit roter Farbe übersät. Mit einer Ausnahme: Edgars Beine weisen keine Kratzspuren auf. „Ich weiß nicht, wie ihr Städter lauf! Folgt meinen Spuren, dann gibt’s keine Kratzer!“ Schmunzeln in der Gruppe. Wir sind halt doch noch keine richtigen Bergfexe. Klug von denen, die trotz enormer Hitze lange Hosen tragen.
Wow! Welch‘ traumhaftes Panorama tut sich hier auf. Die Felsnadeln von Popolascia zeigen ihre märchenhaften Strukturen. Eine Zauberwelt liegt vor uns. Landschaftliche Schönheit mit bizarren Gipfelformationen! Es ist heiß… und es wird noch heißer! Die Wasservorräte schrumpfen. Was macht Edgar, unser Guide? Er studiert akribisch die IGN-Karte, ein Lächeln im Gesicht. „Schaut, hier ist eine Quelle eingezeichnet!“ Auf der Suche nach dieser Quelle kraxelt er durch die Macchia. Erfolgreich! Mühsam sammelt er Wassertropfen in neun fast leere Wasserflaschen. Das dauert schon eine Weile. Im Hochsommer sind Quellen mit ihrem Wasser oft recht geizig. Glück gehabt! Danke Edgar.
Kleiner Abstecher zur Grotte? Die beiden Jugendlichen, 12 und 14 Jahre alt, sind schon weg. Sebastian und Ida funktionieren die Grotte zum Klettergarten um. Rauf und runter, der Spaß ist ihnen anzusehen. Diese Grotte diente früher den Hirten als Schafstall! Dort links oben ist das Gipfelkreuz! Unsere Schritte werden schneller. Beeindruckt vom grandiosen Rundumblick sitzen wir Wanderer unter dem mit Gebetsfahnen geschmückten Gipfelkreuz. Die CIMA AI MORI ist mit 2.160 m der höchste Punkt dieses Granitgebirges. Hier gibt es keine Hütten, nichts zu essen, nichts zu trinken. Gestärkt steigen wir denselben Weg wieder ab. Nach ca. 3 Stunden ist der Ausgangspunkt, Castiglione, erreicht. Auf der Rückfahrt machen wir einen kurzen Stopp an einem netten Café. Selbstgemachte Mehlspeisen, Kaffee und Cola lassen unsere Lebensgeister wieder erwachen. Dennoch wird es sehr ruhig im Bus. Immerhin haben wir heute 20 Kilometer und 1.700 Höhenmeter in den Beinen!
Danke Edgar für diese extravagante Tour! Und: BONNE ANNIVERSAIRE! Wir treffen uns nach dem Abendessen in der Spelunca und stoßen auf seinen Geburtstag an – natürlich mit einem Perroquet!
Maria Wallner,
Gast